Das Kleine lädt zum spielerischen Umgang ein, während das Große Ernsthaftigkeit einfordert. [...] Das Kleine macht den Betrachter groß. Jörg Baesecke
Figurentheater ist Theater, in dem Dinge zu Darstellern werden. Der Mensch als Spieler tritt
mehr oder weniger sichtbar in Erscheinung, in jedem Falle aber tritt er hinter der Spielfigur
zurück. Er behauptet das Objekt (Material, Alltagsobjekt, Puppe etc.) als handelndes Subjekt.
Der Begriff des Artefakts (von lat. ars: Handwerk, Kunstfertigkeit und factum: das Gemachte)
scheint mir in dieser Hinsicht geeignet, denn er bezeichnet etwas Materielles und durch den
Menschen Bearbeitetes. Das Artefakt besitzt gleichermaßen eine Verbindung zum Handwerk
wie zur Kunst.
Das im Figurentheater verwendete Material oder Objekt wurde speziell für die Darstellung
im Theater hergestellt oder ausgewählt. Durch den Menschen wird es zum Kunstobjekt
gemacht, allein die Auswahl aus einer unendlichen Fülle von möglichen Objekten
kennzeichnet seine Besonderheit. Zum Artefakt wird das Objekt im Figurentheater durch
seine theatrale Darstellung. Der Rahmen, in dem es präsentiert wird, lädt das Artefakt mit
Bedeutung auf und gemeinsam kreieren sie das Bild. Die Beschaffenheit dieses Bildes mag
sehr verschieden sein. Es kann sich sowohl um ein einzelnes Artefakt, als auch um eine
räumliche oder flächige Installation von ver- schiedenen Materialien handeln. In der Regel
besteht ein Bild aus der Summe vieler Zeichen: das Artefakt ist eines von ihnen, Beleuchtung,
Beschaffenheit des Bühnenraumes, Klänge... sind andere. Auch der Darsteller kann in dieser
Betrachtungsweise als Teil des Bildes verstanden werden.
Das Bild, das dem Zuschauer so präsentiert wird, „...ist mehrdeutig; es öffnet das assoziative
Vorstellungsvermögen, es verbindet sich mit der Wahrnehmung und mit den Ideen der
Betrachter. Es ist Auslöser für eigene Bilder." (Peter Weitzner)