Wir träumen nicht nur in der Nacht.
Obgleich jeder Mensch träumt, haben sich im Laufe
der Menschheitsgeschichte verschiedene
Spezialisten hervorgetan, die professionell Reisen in die Andere Welt unternehmen und von ihnen
abenteuerliche Berichte und Beweisstücke mitbringen. Zu ihnen gehören neben Schamanen und
Priestern auch die Künstler: die Geschichtenerzähler, Gaukler, Maler und Bildhauer, Theaterspieler
und Filmemacher. Unsere Kunstwerke eröffnen einen Raum der Fiktion, in dem wir uns mit unserem
Publikum treffen. Dort erzählen wir von unseren Ängsten und Hoffnungen, von Wünschen und
Verfehlungen, Lügen und Schmerz und Liebe.
Und wir Reisenden wissen: Es gibt einen Weg in die Andere Welt! Und unsere Botschaft lautet: Sucht
die verborgenen Durchgänge! Wir stellen die gegebene Ordnung in Frage, wir verlegen den
Fußboden, widersprechen der Schwerkraft, wir fliegen und lassen unglaubliche Auswege aus
auswegslosen Situationen zu: Verfeindete Familien versöhnen sich am Grab ihrer Kinder. Ein Bettler
wird zum Königssohn. Ein hässliches Entlein wächst heran zum Schwan.
Das Angebot, das wir unserem Publikum machen, ist die Aufforderung, mit uns zu suchen, zu gehen,
zu träumen. Das Figurentheater stellt dem Zuschauer eine phantastische Welt für Auge und Ohr
bereit, in der er selbst wandeln kann, immer wieder hier und da auf einen Weg, auf einen
besonderen Aussichtspunkt hingewiesen, aber durchaus selbstständig auf seiner Reise.
Johanna Pätzold
wurde 1977 in Berlin geboren, studierte ab 1996 Kommunikations- und Theaterwissenschaften an der
Universität Leipzig mit Abschluss als Magistra Artium 2003. 2004-2008 absolvierte sie den
Studiengang Figurentheater an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Seither
arbeitet sie freischaffend als Figurenspielerin und Regisseurin.
Foto: Kai Loges